„Du bist mein Herz, Kleines. Könnte ich ohne mein Herz leben?“ Er zog sie an sich und gab ihr einen Kuss. Sie schaute ihm prüfend in die Augen: „Hast du es nicht schon einmal versucht?“
Ihr fragender Blick ruhte auf ihm, und er hielt es aus. Was wäre ein Antwort vorschnell getätigt von Bedeutung? Was wäre eine Liebeserklärung, die nur auf den Bergzipfel schaute, ohne die ganze Gebirgskette zu kennen, ohne die Täler, ohne die sich durch die Landschaft windenden Flüsse, ohne die mal mehr, mal weniger blühenden Wiesen, ohne die felsigen Ecken, vom Wind glatt geschliffen, steinernd und unverrückbar. Was wäre eine solche Antwort wert, die nur die Sonne kannte, die aber auch den Regen brauchte, auch den Sturm, um ein Gefühl davon zu bekommen, was Sicherheit tatsächlich bedeutete. Wie sollte man schon ohne sein Herz leben können, wenn man dieser Wege wanderte, und wie sollte man so etwas wollen, ohne es in den sonnigen Zeiten zu teilen? Ohne sein Herz zu leben war zweifelsohne möglich, und man konnte sich auch dadurch vor Gefahren und Unwegbarkeiten schützen. Das war das Einzige, was er versucht hatte, und ihre fragenden Worte hingen noch immer in der Luft, ihr Blick ruhte auf ihm. Hast du es nicht schon einmal versucht? „Und das war mein größter Fehler“, sagte er.
Lieblingsjacke – eine Definition
Lieblingsjacken sollte man am Schopfe packen,
am Zipfel halten, nicht mehr von sich weisen,
mit ihnen verreisen, Schlösser bauen
und richtig auf die Kacke hauen.
Eine Lieblingsjacke ist das Schönste, das man tragen kann.
In ihr und mit ihr ist es schön gemütlich, kuschelig,
und es gibt nichts Schöneres, als sie um sich zu wissen.
Verliert man sie jedoch oder ist unachtsam,
ist dies eine sehr schmerzhafte Erfahrung.
Eine Lieblingsjacke, die einem wirklich lieb ist,
ist nicht ohne Weiteres durch eine andere zu ersetzen.
Es ist nahezu unmöglich, sich von einer Lieblingsjacke zu trennen.
Sie erzählt Geschichten von Städten, Freunden, Reisen. [Read more...]
96 Prozent
Vom Fliegen in der Zeit
Hallo, ich bin Georg. Ich nehme euch mit auf eine Reise, denn ich erzähle euch vom Fliegen. Was soll der Quatsch, werdet ihr euch sicher denken. Was will uns dieser Typ schon davon erzählen? Kann doch sicher selbst nicht fliegen, aber ich sage dann: Von hier oben sieht alles anders aus, und es ist soviel leichter. Der Wind streicht mir ums Gesicht und ich gleite sanft dahin. Unten die Häuser, die Bäume, fahrende Autos auf den Straßen, eine Wunder-Miniaturlandschaft. Dort läuft auch Martin rum. Ich kenne ihn besser als jeder andere, er ist mir mittlerweile ein guter Freund geworden. Trotzdem ist er manchmal nicht so leicht zu verstehen.
Hier oben denke ich nicht so oft an ihn, obwohl er mich sonst ständig begleitet. Er ist wie so viele andere Menschen, denn oft sagt er, er habe keine Zeit. Über die Bedeutung seiner Worte ist er sich nicht ganz im Klaren, denn tatsächlich meint er, er müsse weiter. Denn was soll es sonst bedeuten, wenn jemand allen Ernstes behauptet, er habe keine Zeit, oder sogar zu wenig Zeit. Ihr werdet es wohl verstehen und gewissermaßen verstehe ich Martin und euch auch. Nur von hier oben sieht es anders aus. Sagte ich ja bereits, ihr werdet es gemerkt haben, und ich auch, wie ich es gerade wieder erwähne. [Read more...]
Der laute Löwe
Kann es einen Tag geben, der ein ganzes Leben verändert, eine Begebenheit, die ein ganzes Leben auf links krempelt? Ich glaube nicht daran, denn alles, was mir passiert ist, ist einem Plan gefolgt, einem Weg, den ich gegangen bin und es ist nicht so, dass ich die Betonmauer, die sich vor mir aufgetan hat, nicht vorher hätte sehen oder wenigstens erahnen können. Bis hierher habe ich eine Reihe von Stoppschildern überfahren und jedes „Bitte wenden“ geflissentlich überhört. Über, denke ich, über, ich bin es über – überdrüssig wie überflüssig, wenn ich es übertriebe.
Ich parke den Wagen vor ihrem Haus. Hier weiß ich, was ich bekomme und es nicht viel mehr als eine Flucht vor dem, was mich in meinen eigenen vier Wänden erwarten wird: Eine Leere, die mich alleine zurücklässt. Ich fühle mich schlecht, denn ich zahle für diese Begegnung – nicht nur mit Geld, sondern vor allem mit meinem Gewissen und dem bitteren Gefühl, das mich anschließend heimsuchen wird. [Read more...]
Wonderwall
„Today is gonna be the day that they’re gonna give it back to you.“ Manchmal bin ich ein Kanalisator, da habe ich die merkwürdige Angewohnheit, Dinge an ihren Platz bringen zu müssen und sehe nur noch die Bestimmung, die es meines Wissens nach hat. Es ist Samstag. Ich schleiche mit einer Teepackung durch die Getränkeabteilung des benachbarten Supermarkts und greife nach einer Flasche Apfelwein. Zwei Schritte um die Ecke, fünf Schritte weiter bis zur Kasse. Sie sitzt dort. Ich habe sie beim Reinkommen gesehen, und ich mag das Gefühl, wenn wir uns zufällig erblicken. Manchmal bin ich nur ihretwegen einkaufen gegangen und ich frage mich, ob sie es jemals bemerkt hat. Mein Herz schlägt schneller, heute macht es mich nicht nervös, es macht mir Angst. Denn es gibt einen Plan. Ich muss es ihr sagen, und mit Kai habe ich überlegt wie. [Read more...]

Girl from Tofino
Toronto pronto, surround you,
never went to to tell you,
waiting in the hall first saw you
took the train with others and you
met so called Mike and Alissa who
came from Munich, stayed in Jesper and you
were sitting in the morning when I saw you
in the waggon to see the sunrise and you
looked up when Mike look through
me, coming for fishing, and you
didn’t know I would see you again and uhh
Mike told me to go to Tofino [Read more...]
Meisterschaft
Gürtelränge im Karate (Kyu-System)
9. Kyu | Der Schnee liegt auf der Landschaft. Der Lehrer sieht den Schüler nicht. Der Schüler sieht die Lehre nicht |
8. Kyu | Der Schnee schmilzt. Die harte, gefrorene Erde leuchtet gelb. Der Lehrer sieht nicht, ob der Schüler fruchtbar ist. Der Schüler sieht nicht, ob aus dieser Lehre für ihn Früchte wachsen werden. |
7. Kyu | Die fruchtbare Erde leuchtet in der roten Abendsonne. Der Lehrer sieht noch keine Frucht. Der Schüler keimt, kann aber noch nichts. |
6. Kyu | Ein Pflänzlein kommt. Der Lehrer sieht, der Schüler versteht. Der Schüler erkennt die Wirkung der Lehre. |
5. und 4. Kyu | Die Baumkrone reicht in den Himmel. Der Lehrer sieht das Leben seines Samens. Der Schüler sieht die Tiefe der Lehre. |
3., 2. und 1. Kyu | Der Baum hat feste Borke. Der Lehrer sieht den Beginn selbständigen Lebens. Der Schüler sieht, fest gewachsen, den ersten Gipfel in der Ferne |
1. Kyu bis 9. DAN | Das Wandeln der Stille. |
entnommen: Karateverein MTV Braunschweig
Mehr zu den Gürtelfarben auch in Konstanz
Lesetipp: ZEN in der Kunst des Bogenschießens (Eugen Herrigel)
Treue ist der Weg II
Museumstage und the big five for life
„Ist heute ein guter Musemstag?“ Ein älterer Herr fragt das einen anderen Mann morgens am Bahnhof und lässt ihn dann verdutzt stehen. Das ist der Beginn von „The big five for life“ von Autorennamen, den ich mal wieder vergessen habe und recherchieren muss. In dem Buch geht es wie so oft darum, was im Leben wichtig ist und hier sind es die Museumstage und na klar, die big five for life: Fünf Herzenswünsche, die man sich bis zu seinem Lebensende erfüllen möchte.
Ohne nun alles vorwegzunehmen, sei noch gesagt, dass die fünf Anfangsbuchstaben der Wünsche ein neue Wort ergeben, und welches Wort es bei mir geworden ist, könnt ihr unschwer dem Text entnehmen. „Treue ist ein schönes Wort“, meinte meine große-kleine Schwester dazu (und ich gehe davon aus, dass ich sie zitieren darf, denn sie hat recht). „Aber es ist auch hart.“ Es klinge nach Entbehrung und Strenge gegenüber sich selbst und anderen. Darüber musste ich länger nachdenken und noch mal: Sie hat recht. Treue hat zwei Seiten und ich habe überlegt, ein neues Wort zu suchen, aber es lässt sich nicht ändern. Es sind meine big five for life. [Read more...]

Joshuas Hände
Nur ihretwegen war Joshua heute zum Unterricht gekommen. Lieber hätte er geschwänzt, aber er hatte Marie hören wollen. Sie beide waren die letzten Verbliebenen, die ihr Talent im Musik-Leistungskurs zur Schau stellen mussten, und es gab kein Entrinnen, wollte Joshua das Abitur im nächsten Jahr schaffen. Ging es nach seinen Eltern war es alles, was er brauchte.
„When you walked through that door“, erklang Maries sanfte Stimme von vorne, und für Joshua reichten sich Vergangenheit und Zukunft die Hände. All der auferlegte Zwang, soviel zu müssen, was er gar nicht wollte. All die Pein, die er erfahren hatte. Alles fand seinen Ursprung, sein Ende in diesem Moment, in dem Marie vor die Klasse getreten war und begonnen hatte, dieses Lied zu singen. [Read more...]
Treue ist der Weg I
Meine Freundin, mein bester Freund und mein Begleiter
Gerade bin ich in einer fremden Stadt. Sie ist mir nicht wirklich fremd, denn sie ist wie jede andere deutsche Stadt. Laut, dreckig, kalt – zumindest ist es das, was mir auf den ersten Blick auffällt. Und bei aller Betriebsamkeit folgt das Leben einer offensichtlichen Ordnung, die mir sehr wohl vertraut ist.
Inzwischen bin ich in der Wohnung meines besten Freundes angekommen. Er ist nicht da, wird das ganze Wochenende nicht da sein, aber er hat mir seinen Schlüssel gegeben. Er ist mein bester Freund – einer von mehreren, trotzdem hätte ich niemals danach gefragt, wenn er es nicht selbst vorgeschlagen hätte. [Read more...]

1.5 Der Schuhmacher
aus: (Zw)ei(n)sam
Ein märchenhaftes Palindrom vom Verstehen und Vergeben
Dem jungen Mann ging es schon entschieden besser, so wie es jedem jungen Mann (und Menschen…) sehr viel besser geht, wenn er eine gewinnbringende Erkenntnis gewonnen hat. Der Gang endete vor einer schweren Eisentür, die der junge Mann mit einem leichten Ruck öffnen konnte.
(Zw)ein(n)sam – Der Schuhmacher.mp3
Vor ihm tat sich ein neuer Abschnitt auf. Die Wände waren hell gepflastert und Fackeln wiesen ihm den Weg. Ein älterer Mann in einem braunen Arbeitskittel erwartete ihn bereits.
„Ahh, da bist du ja.“
„Hallo“, sagte der junge Mann und reichte ihm die Hand. „Wer bist du?“
„Ich bin dein Schuhmacher. Ich habe dich bereits erwartet.“
Der junge Mann war verdutzt, denn wie jeder junge Mann, der diesen Abschnitt betritt, kann er sich an das letzte Mal höchstens vage erinnern.
„Schließlich bin ich dein Schuhmacher“, antwortete der Schuhmacher. „Gib mir deine Schuhe.“
„Was willst du mit meinen Schuhen?“
„Sie passen dir nicht mehr.“
„Sie sind aber sehr bequem.“
„Das mag sein, aber sie passen dir nicht mehr.“
Irritiert überreichte der junge Mann dem Schuhmacher sein altes Gehwerk. [Read more...]

Janosch und das Fliegen
Es braucht nicht wenig, um die richtige Begleitung für eine lange und schöne Reise zu finden. Zunächst braucht es den Ballon. Er ist voller Farben, liebevoller Details und von einer magischen Anziehung, die es unmöglich macht, an ihm vorüberzugehen. Das ist nicht selbstverständlich, denn es gibt viele Ballons, und nicht wenige nehmen einfach den Nächstbesten. Janosch wusste das, nur für ihn war das immer falsch gewesen.
Es war vor allem ein Ballon, der ihn anzog und auch seine Reisebegleitung anziehen würde. Würdig und voller Stolz ragte die Kunstfaser-Ummantelung in den Himmel. Mit einer selbstverständlichen Ruhe stand der Korb an seinem Platz und wartete auf seine Passagiere. Nicht wenige waren schon stehengeblieben, einige hatten einsteigen wollen, einige hatte er gefragt, doch es würde eine lange Reise werden, und ein Korb konnte verdammt eng sein. Janosch wusste das, und daher war er oft alleine weitergeflogen. [Read more...]
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